Prädation (Raubvögel und Füchse): großes Problem bei Bio, aber es gibt Möglichkeiten

Bio-Betriebe mit freiem Auslauf haben alle damit zu schaffen: Prädation, mit anderen Worten Raubvögel und Füchse, die Hühner stehlen. Dies kostet Geld und erschwert das Management eines Bestands. Was können wir tun, um den Schaden zu begrenzen? Peter Venhuis und Jos Fransen, Bio-Geflügelspezialisten bei Reudink, geben Ratschläge.

Wissen
Geflügel
Predatie 2048 1024 px - Reudink Deutschland

Bei Ausläufen im Freien tritt häufig Prädation auf. In der Praxis ist der Verlust laut Peter Venhuis schnell zwischen 2 bis 10 % pro Bestand. Er rechnet bei einem durchschnittlichen Futtergewinn von 15 € mit einem Verlust von 7 € bis 8 € pro Henne. Hat man einen Bestand von 15.000 Hennen, ist das bei durchschnittlich 5 % an zusätzlichem Verlust ein Kostenfaktor von circa 5.625 €. Dies entspricht einem durchschnittlichen Schaden von 0,40 € pro Henne.

Venhuis erkennt Unterschiede in dem Maße, inwiefern Bio-Betriebe betroffen sind. Teilweise ist dies auf die Umstände zurückzuführen, wie zum Beispiel die Menge an Wald in der unmittelbaren Umgebung und die Anzahl der aktiven Jäger. Mäusebussard und Habicht sind – genauso wie die gesamte Fauna im neuen Gesetz über den Naturschutz – geschützte Tierarten. „Verjagen bzw. vergrämen ist daher die einzige Option“, so Venhuis. Für Krähen und Füchse gilt allgemein eine Freigabe, sodass die Jagd möglich ist.

„Geflügelhalter können selbst auch das Nötigste dazu beitragen, zum Beispiel dafür sorgen, dass alle Hühner abends rechtzeitig drinnen sind und es einen geeigneten Zaun gibt“, erläutert Jos Fransen. Weitere Möglichkeiten sind Vereinbarungen mit Jägern und die Aufstellung von u. a. Durchlauffallen. Sie kosten etwa 400 € bis 1.000 € pro Stück. Für einen Erfolg der Fallen ist die richtige Aufstellung wichtig. Meistens sind auf dem Weg der Prädatoren Spuren oder verlorene Hühnerfedern zu erkennen. Außerdem kann ein Jäger bei der Aufstellung von Fallen behilflich sein. Ein System mit automatischer Meldung wird empfohlen. Des Weiteren ist in einigen Regionen der Einsatz von Kunstlicht erlaubt, um nachts Füchse zu bekämpfen. Regionale Jäger werden von ihrer Jagschutzeinheit hierzu ermächtigt.

Management des Auslaufs

Durch die Gestaltung des Auslaufs kann die Prädation durch Raubvögel ebenfalls reduziert werden. Sträucher und Pflanzen sowie Schutzhütten bieten Hühnern die Möglichkeit, bei einem Angriff Schutz zu suchen und sich zu verstecken. Die Aussaat von Mais in den Auslaufecken ist ebenfalls eine Option. Hohe Bäume bieten Raubvögel dagegen die Gelegenheit, diese als Beobachtungsposten zu nutzen.

„Die Aufstellung von Vogelattrappen, drehenden bunten Kugeln und verstellbaren Vogelscheuchen kann Raubvögel abschrecken. Durch regelmäßige Abwechslung kann eine Gewöhnung an das Abschreckungsmaterial vermieden werden“, rät Fransen.

Management des Bestands

Abgesehen vom direkten wirtschaftlichen Schaden sind Geflügelhalter noch in einem weiteren Punkt von einem nachteiligen Effekt durch Prädation betroffen: beim Management des Bestands. Wenn nicht bekannt ist, wie viele Hühner fehlen, ist es nicht möglich, exakt nach tatsächlichem Bedarf zu füttern. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die tatsächlichen Zahlen erst nach dem Schlachthof bekannt sind.

Venhuis hat einen Tipp: Korrigieren Sie die Bestandsgröße wegen Prädation wöchentlich auf Grundlage der Verlustzahlen früherer Bestände. Des Weiteren verrät der Zustand des aktuellen Bestands bereits viel: Wenn die Hühner gesund sind und die Eierproduktion auf einem entsprechenden Niveau liegt, dann lässt sich auf Grundlage der Normen für den Verlust durch Prädation ziemlich genau bestimmen, was besser einzugeben ist, statt keine Korrektur vorzunehmen.

Das Managementsystem Lay-Insight bietet seit Kurzem die Möglichkeit, Prädation durch Raubtiere separat einzugeben. Der Gesamtverlust des Bestands wird in zwei Kategorien unterteilt. Dadurch ist es ganz einfach, den Verlust an Hennen nach Ablieferung des Bestands zu korrigieren. Die Zahlen werden zuverlässiger und der Bestand lässt sich mit den richtigen technischen Werten besser bewerten.

Um mehr Einblick und Gefühl für das Thema zu bekommen, empfiehlt Venhuis zu guter Letzt, den Auslauf im Freien abends einmal mit einem Fernglas oder Wärmebildkamera zu kontrollieren und zu sehen, was sich dort alles so herumtreibt. Dies geht auch auf strukturelle Weise mit Infrarotkameras.

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